Vereinsgeschichte

Die Schützengilde Bönnigheim 1545 e.V.


Leider läßt sich die Geschichte des Schützenvereins Bönnigheim nicht mehr lückenlos zurückverfolgen, da durch die Zerstörungen in unserer Stadt am Ende des 2. Weltkrieges nahezu alle Unterlagen vernichtet wurden. Doch die seit den Jahren um 1925 beim Amtsgericht geführten Eintragungen lassen noch einige Stationen im Vereinsleben Revue passieren.

 

1925 bauten sich die Schützen im Krappenberg ein Blockhaus mit Kleinkaliberschießbahnen. Die Personenbeförderung von der Stadt zum Schützenhaus machte im Pendelverkehr mit einem der ersten Autos Fritz Seybold, noch ohne Führerschein. Man ging 3 km zu Fuß oder fuhr mit den Fahrrädern. Doch bald hatte der Verein auch seine ersten Platzsorgen, denn der damalige Jagdpächter hatte bei der Zielsicherheit der Schützen Angst um sein Wild.

 

Der Vorstandschaft gehörten zu dieser Zeit an: Gustav Glaser - Schatzmeister, Ernst Bechtel - Schriftführer, Karl Staiber - stellvertretender Vorsitzender, der Schützenmeister Theodor Rometsch, Ernst Schmutz und Landjäger Koch sowie die Beisitzer Förster Müller, Gärtner Altmann und Karl Kachel.

 

Am 5. November 1927 beschloß der Verein sodann, einen Acker und eine Wiese an der Hohensteiner Straße, gegenüber vom Gaswerk zu kaufen. Diese Grundstücke bildeten, neben dem Krappenberg abgebauten und als Aufenthaltsraum am neuen Platz nördlich vom Bach wieder aufgebauten Blockhaus, das neue Schützenheim. Bei Aushebungen der Schießbahnen stieß man auf Fels, so das keine Zeigerdeckung ausgehoben werden konnte, was die Schützen veranlasste, eine Seilzuganlage zu installieren.

 

Am 8. Mai 1932 war der Verein schon soweit, daß das Bezirksschießen abgehalten werden konnte. Die ausgesetzte Ehrenscheibe konnte der Ehrenvorsitzende, Herr Fabrikant Alfred Amann, an den bestplazierten, Herr Stadtschultheiß Zipperlen, übergeben. In den Jahren ab 1933 änderte sich im Schießsport einiges, und so mußte sich der Verein auch dem Wehrsport anpassen.

 

In den Nachkriegsjahren ruhte das gesamte Vereinsleben, da von der Besatzungsmacht alle Waffen beschlagnahmt und die Schießanlagen demontiert worden waren. Im Vereinsregister beim Amtsgericht Besigheim ist unter Schützenverein Bönnigheim zu lesen: Der Verein ist gemäß Kontrollgesetz Nr. 2 und 8 sowie Mil.- Reg.- Ges. Nr. 5 aufgelöst. Von Amtswegen eingetragen am 6. Februar 1950.

 

Doch nicht mehr lange konnte eine neue Schützengeneration vom Schießsport abgehalten werden.

Denn als am 26. Oktober 1952 das erste Reh- und Hasenschießen in Hohenhaslach abgehalten wurde, waren die Bönnigheimer Karl Brosi, Alfred Brosi, Eberhard Schmitt und H. Schroth dabei. Diese vier Schützen bildeten die 1. Nachkriegsmannschaft des noch nicht gegründeten Schützenvereins Bönnigheim. Sie hatten auch gleich Erfolg und wurden auf Anhieb 1. Mannschaftssieger im Kleinkaliberschießen. Außerdem erhielten sie im Einzelschießen zwei Feldhasen und eine Hartwurst. Dieser Mannschaftssieg hatte zur folge, daß der Schützenverein Bönnigheim schon im Spätjahr 1952 wieder gegründet werden konnte.

 

Am 25. November 1953 wurde im Gasthaus zum "Ochsen" bei Altmitglied Friedrich Hepperle die Wiedergründungsversammlung abgehalten.

Gewählt wurden: Otto Bleil - 1.Vorstand, Fritz Seybold - 2. Vorstand, Karl Brosi - Schießleiter, Rudi Bechtel - Kassierer, Eberhard Schmitt Schriftführer und die Beiräte Emil Schmutz, Eugen Stahl, Albert Dehn und Paul Seybold.

 

Nun Begann der Kampf um das alte Schießgelände, das am 10. Juli 1948 mit Übertagungsurkunde Nr. 238 nach Art. 5 Absatz 1 der Kontrollratsdirektive 50 auf das Land Baden - Württemberg übertragen worden war. Dieses verkaufte am 7. Februar 1951 die beiden Parzellen Nr. 1791 und 1747 an die Stadt Bönnigheim, von welcher wir am 19. Januar 1954 die Erlaubnis zum Wiederaufbau am alten Platz erhielten. Idealisten brachten es fertig, daß am 6. August 1955 das Richtfest des neuen Schützenhauses gefeiert werden konnte.

 

Die Eintragung ins Vereinsregister als "Schützenverein Bönnigheim 1925 e.V." wurden am 11. Oktober 1955 vorgenommen. Mitgliederstand zu diesem Zeitpunkt: 47 Mitglieder.

 

Das 5. Kreisschützenfest 1962 und viele Erfolge der Schützen waren die Bilanz bis zum allzu frühen Tod unseres 1. Vorsitzenden Otto Bleil im Jahr 1963.

 

In der darauf folgenden Hauptversammlung wurde Eberhard Schmitt zum Oberschützenmeister gewählt.

Der 1963 ausgesetzte Otto - Bleil - Erinnerungspokal, verbunden mit dem zur Tradition gewordenen Vereine- und Jedermannschießen, vereinigte alle Bönnigheimer Vereine im Schützenhaus zu sportlichem Ehrgeiz.

 

Einschränkungen und viel Kummer bereitete den Schützen in den letzten Jahren die Schießanlage, da sie nicht mehr erweitert werden durfte. Dem Bau der Kläranlage mußte der Luftgewehrstand weichen, konnte aber bei nächster Gelegenheit wieder aufgebaut werden.

 

Im Jahre 1969 wurden unsere altverdienten Mitglieder Fritz Kachel Senior, Adolf Lenuweit, Friedrich Seybold, Eugen Stahl und Emil Schmutz zu Ehrenmitgliedern ernannt.

 

Vom 6. - 14. Juni 1970 wurde das 8. Kreisschützenfest abgehalten. Die derzeitige Welle der Nostalgie hat unseren Verein schon im Jahr 1969 heimgesucht, indem wir eine Pfeil - und Bogensparte gründeten.

 

1971 wurde eine Sportpistolenabteilung gegründet, die aber in Löchgau trainieren musste, da die Schützen damals noch keinen Pistolenstand zur Verfügung hatten.

Mit ca. 210 Mitgliedern waren wir damals einer der größten Vereine im Kreis Ludwigsburg. Es wurden fast alle Disziplinen geschossen.

 

Die Vorbereitung zum 50jährigen Bestehen des Schützenvereins Bönnigheim 1925 e.V. machten die Gespräche des Oberschützenmeisters Eberhard Schmitt mit der Stadtarchivarin, Frau Elisabeth Zipperlen, notwendig. Dabei ergab sich, daß die Schützen von Bönnigheim als Schützenkooperation, genannt Gilde, schon im Jahr des Heils anno Domini 1545 mit dem Bau eines Schützenhauses vor dem unterem Tor der Stadt bei der Gerberhütte am Bleichwiesensee zum ersten Mal urkundlich erwähnt sind. Das Schützenhaus hat damals die Stadt Bönnigheim ihren Schützen erbaut. Die urkundlich schriftlich und bildlich festliegenden Daten über die Tatsache, daß in unserer Stadt nur eine Schützenvereinigung bestanden hat, bewog die außerordentliche Hauptversammlung am 13. März 1975 dazu, das alte Erbe anzutreten und Änderung im Vereinsregister vorzunehmen: die Umbenennung von "Schützenverein Bönnigheim 1925 e.V." in "Schützengilde Bönnigheim 1545 e.V." .

 

Als es dann am 7. Juni 1975 soweit war, daß bei der Jubiläumsveranstaltung in der neu renovierten Stadthalle der Vorhang aufging, begann mit dem neuen Namen der zu weihenden Fahne die "Schützengilde Bönnigheim 1545 e.V.".

Die Fahne wurde von unserer Schützenschwester Gerlind Vogel hergestellt. Den Entwurf fertigte Oberschützenmeister Eberhard Schmitt.

 

Durch den im Umlegungsgebiet "Forst" vorgesehenen Neubau einer moderneren Schießanlage, für welchen bereits zwei Grundstücke gekauft wurden, begann für die Schützengilde Bönnigheim eine neue Epoche.

Lange Verhandlungen des Oberschützenmeisters Eberhard Schmitt mit der Amerikanischen Besatzungsarmee, die mit einer Heilbronner Pioniereinheit ca. 2500 m³ Erdaushub gemacht haben, war ein Tatenaufschwung für die damaligen Mitglieder, das Angefangene in Eigenleistung in siebenjährigem Einsatz zur Vollendung zu bringen.

Beim Richtfest sagte Oberschützenmeister Eberhard Schmitt: "Wir sind den steilen Weg nach oben gegangen, der Rohbau steht, setzen wir uns und rutschen mit vereinten Kräften hinein ins Ziel und vollenden das Begonnene für eine gute sportliche und kameradschaftliche Schützensache".

 

Ein ausgedienter Kran der Firma Biedermann wurde wieder gebrauchsfähig gemacht und unser Bauleiter und Kassierer Wolfgang Rückle hat nach den Plänen des Architekten W. Banzhaff alles bestens organisiert. Für die Zuschüsse von Toto - Lottogeldern war unser Finanzexperte Theo Hering verantwortlich, der einen heißen Draht zum Württembergischen Landessportbund hatte. Jedes Mitglied hat sein möglichstes mit Geldspenden und Arbeitseinsatz getan, daß das Begonnene, mit der Bitte an den lieben Gott vom Oberschützenmeister, zum gesegneten Erfolg führt. Hätten uns unsere Frauen nicht jeden Tag auf die Baustelle gelassen, wer weiß, wie es dann ausgegangen wäre.

Mit dem OSM = Oberschützenmeister = Ober - Speiß - Macher hatten wir die vornehmste Baustelle, denn er arbeitete meistens mit Krawatte.

 

Am 27. September 1987 war Einweihung der heutigen Schießanlagen. Festumzug symbolisch (von der Hohensteiner Straße) von der Karlstraße durch den Köllesturm, die Hauptstraße hinunter durch die Bleichwiese, vorbei an der seit 1545 schon bestehender Schießmauer am Schloßgarten auf der Südseite der westlichen Stadtmauer, durch die Bachstraße, um das Freibad zur neuen Schießanlage.

 

Nach der Einweihung unserer neuen Schießanlage im Ripperg ging es mit der Schützengilde weiter bergauf. Der Schützenkreis Ludwigsburg, der Bezirk Unterland, sogar das Landes - Schützen - Meisteramt haben sich Bönnigheim als Standort für Lehrgänge und Meisterschaften erkoren. Für die Weltmeisterschafts - Olympiade hat Oberschützenmeister Eberhard Schmitt der Stadt Stuttgart die Anlage sogar als Trainings - Schießstand für die Teilnehmer aus Saudi - Arabien angeboten. Leider wurde Stuttgart vom Olympischen Komitee nicht als Austragungsort der Olympiade berücksichtigt.

 

Nichts desto trotz haben die Bönnigheimer Schützen - vor allem die Vorderlader - Schützen gezeigt, daß sie in der Weltelite der Schützen mitbestimmen können. Die von Steffen Uhle zusammengerufenen Vorderladerschützen in der Schützengilde Bönnigheim 1545 e.V. haben es durch hartes Training geschafft, sich bis zur Weltspitze vorzuarbeiten.

 

1993 stellte die Schützengilde mit Sibille Schiffler eine Europameisterin und 1994 ebenfalls bei den Europa - Meisterschaften in Spanien gleich zwei mal den Meistertitel. Isabella Zährl wurde 1994 mit dem Perkusionsgewehr Deutsche Meisterin und konnte 1995 ihren Titel - neuer deutscher Rekord mit 145 von 150 möglichen Ringen - erfolgreich verteidigen.

 

Mit der Luft- und Sportpistole schießt Susi Horvat Spitzenergebnisse im Land, bei den Deutschen Meisterschaften und auch bei Internationalen Wettkämpfen. Sie wurde 1994 Mitglied in der Deutschen Jugend - Nationalmannschaft. Heute schießt sie erfolgreich im Nationalkader der Deutschen Frauen.

 

Wenn am 9. September 1995 die Schützengilde 1545 e.V. ihr 450 jähriges Bestehen begehen kann, bin ich im 33. Jahr als Vorstand und Oberschützenmeister der Schützengilde stolz darauf, meinem Nachfolger solch eine Schützengilde übergeben zu können.

Der Liebe Gott möge die Schützengilde Bönnigheim vor allem Bösen bewahren.

Eberhard Schmitt

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